Der Papua Blog

Backpacking in Papua

Tipps für unabhängiges Reisen

Text und Fotos von Marc Weiglein

Ich bin selbst ein leidenschaftlicher Rucksacktourist und denke daher regelmäßig darüber nach, ob und wie man als Rucksacktourist Papua bereisen kann.
Papua bietet dem Reisenden eine große Fülle an unterschiedlichen Möglichkeiten und Reisezielen. Jede Region hat ihre Eigenarten und spezifischen Herausforderungen. Leider sind viele Regionen in Papua als unabhängiger Backpacker schwer zu erkunden, die organisatorischen Anforderungen und Schwierigkeiten sind einfach zu hoch. Einige wenige mögen mit den Anforderungen zurechtkommen, aber für die meisten Besucher ist dies schlicht unrealistisch.

Reiseziele in Papua, die ich als Backpacker für machbar halte, sind Raja Ampat, Jayapura und Umgebung, Biak, Nabire, sowie das Baliem-Tal.
Reiseziele wie Asmat, Kuruwai, Yali oder die Carstensz-Pyramide sollte man nicht als Backpacker bereisen, wenn man sich seiner Sache nicht wirklich sicher ist. Das ist ein gut gemeinter Ratschlag.

Kurz gesagt: Backpacking in Papua ist nicht so einfach, nicht alles ist machbar, aber natürlich gibt es verschiedene Möglichkeiten. Die folgenden Erläuterungen geben allgemeine Tipps und Ratschläge und sind hoffentlich eine gute Grundlage für weitere Vorbereitungen.

Papua-Dschungel und Flüsse von oben
Neuguinea hat einige der unberührtesten Dschungel der Welt - und nicht viele Straßen

ANFORDERUNGEN FÜR BACKPACKER
Als Rucksacktourist schließt man sich in der Regel nicht einer Gruppe an, heuert einen Führer an oder plant alles im Voraus. Stattdessen organisiert man die Reise vor Ort, folgt seiner Intuition und versucht, so viel wie möglich selbst zu organisieren. Dies erfordert in der Regel ein hohes Maß an Flexibilität, Anpassungsfähigkeit und vor allem: Zeit. Für unabhängiges Reisen in Papua gelten diese Voraussetzungen ganz besonders! Wer Papua individuell bereisen will, braucht genügend Zeit und muss sehr flexibel sein.

Segen und Fluch: die fehlende Infrastruktur
Die wesentliche Schwierigkeit für individuelles Reisen in Papua ist die mangelhafte Infrastruktur. Was meine ich damit? Bei Infrastruktur denkt man zuerst an Straßen, Flughäfen, öffentliche Transportmöglichkeiten usw. Das ist natürlich richtig! In Papua gibt es zum Beispiel verhältnismäßig wenig Straßen, und viele Straßennetze sind eher „örtlich begrenzt“. Bis heute existiert keine Nord-Süd-Verbindung und auch das Straßennetz im Baliem-Tal ist mehr oder weniger ein geschlossenes System und verfügt über keine richtige Anbindung nach z.B. Jayapura, der Hauptstadt.
Viele Strecken müssen mit dem Flugzeug und manchmal sogar mit dem Boot absolviert werden. Soweit mir bekannt, gibt es bis heute kein einziges Boot in Papua, das im Vorfeld gebucht werden kann (Raja Ampat ist eine Ausnahme). Bei Flugverbindungen innerhalb Papuas ist es nur unwesentlich besser: häufig lassen sich Tickets nicht online buchen und bezahlen. Auch kommt es häufig zu kurzfristigen Änderungen des Flugplans, Abflugzeiten werden geändert, Flüge gestrichen etc. Je kleiner der Zielairport, desto schwieriger wird es.

Aber solche Gegebenheiten sind nicht allzu speziell, in vielen Ecken unserer Welt fehlt es an Infrastruktur. Schwerwiegender für jeden Reisenden ist die Tatsache, dass es in Papua keine nennenswerte touristische Infrastruktur gibt. Was heißt das?
Letztendlich ist Papua – trotz seiner atemberaubenden Natur, seiner einzigartigen Exotik, seiner grenzenlosen Möglichkeiten für Abenteuer – bis heute kaum besucht. Fast niemand in Papua „lebt“ vom Tourismus, es gibt kaum Guides, kaum Hostels, kaum jemanden, der Englisch spricht, und die „German Bakery“ oder den obligatorischen „Banana Pancake“ sucht man ebenfalls vergebens.

Das ist natürlich toll! Während ein Großteil der Welt immer weiter verramscht und vermarktet wird, immer gleicher wird und immer belangloser, bleibt Papua so wie es ist: wild und einzigartig.
Und einer der unmittelbaren Eindrücke, von mir selbst häufig erlebt, ist die daraus resultierende Ehrlichkeit und aufrichtige Freundlichkeit der Begegnungen vor Ort. Da die meisten Papuas nicht vom Tourismus leben, behandeln sie jeden Besucher als Mensch, und nicht als Ware. Diese Erfahrung ist unmittelbar und – im Jahr 2020 – etwas ganz Besonderes. Das bedeutet im Umkehrschluss aber auch, dass man als Besucher keine besondere Behandlung erfährt. Man darf gerne da sein, man ist willkommen, aber den roten Teppich bekommt man nicht ausgerollt, die Tür nicht aufgehalten. Für viele Reisende ist das eine Befreiung, und es gibt nicht wenige, die wiederholt nach Papua reisen, um genau das zu erleben: sich auf Augenhöhe zu begegnen, von Mensch zu Mensch.

Es bedeutet aber auch, dass man sich selbst zurechtfinden muss. Papua wäre nicht so einzigartig und unberührt, wenn es einfach zu bereisen wäre. Die Vorstellung der Papuas von Zeit und Raum ist eine andere – nicht besser oder schlechter, aber eben anders. Und die mangelnde Infrastruktur und mangelnde touristische Infrastruktur erfordern von jedem Reisenden ein hohes Maß an Flexibilität und Eigeninitiative. Wer weiß, was er möchte und wie er es erreichen kann, der wird die passende Hilfe finden. Wer dagegen planlos irgendwo ankommt und dann erwartet, dass man ihm schon helfen wird, der wird schnell im Chaos enden und nicht weit kommen. Es ist daher wichtig, dass man sich im Vorfeld umfassend informiert und sich eine grobe Kenntnis über mögliche Abläufe und mögliche Hindernisse aneignet. Vor Ort ist es dafür meist zu spät, zumal es häufig kein Internet oder Netzempfang gibt.

back view of a pick-up car on road with trees and clouds
Es gibt nicht viele Straßen in Papua, und nicht viel Verkehr
Gruppe von Personen, die vor einem Cessna Caravan Flugzeug stehen
Bequem, aber teuer: Ein Flugzeug chartern

WIE MAN SICH FORTBEWEGT
Reisen auf der Straße
Was Reisen auf der Straße betrifft, so werden viele Verbindungen zwischen größeren Ortschaften von öffentlichen Minibussen bedient. In vielen Ortschaften gibt es eine Art Busbahnhof, der häufig in unmittelbarer Nähe zum Marktplatz liegt. Märkte liegen meist zentral und sind leicht zu finden. Haltet Ausschau nach einer größeren Ansammlung von Fahrzeugen und ihr findet mit Sicherheit auch den Busbahnhof. Einen Fahrplan oder feste Abfahrtszeiten gibt es nicht. Die Endstationen stehen manchmal auf einem Schild, welches meist hinter die Windschutzscheibe gelegt wird. Manchmal fehlt diese Information aber auch. Erschwerend kommt hinzu, dass Zwischenstationen nicht ausgeschrieben werden. Man sollte also wissen, auf welcher Straße man fahren wird, und welche größere Ortschaft die Endstation sein könnte. Letztendlich muss man meistens fragen. Fragen sollte man direkt an den Fahrer wenden. Abgefahren wird, sobald der Bus voll ist. Je nach Tageszeit kann das schnell gehen, oder länger dauern. Die Preise variieren je nach Strecke, Tageszeit, Wetter, und allgemeiner Stimmung des Fahrers. Meistens bekommt man einen fairen Preis genannt, bei dem man nicht handeln sollte. Es ist üblich, dass man als Ausländer etwas mehr bezahlt – das könnt ihr kaum vermeiden, also findet euch damit ab.

Reisen mit der Fähre
Das Reisen mit der Fähre kann eine interessante Option sein, meistens ist das jedoch nicht der Fall. Größtes Problem ist, dass Fähren nur alle 1-2 Wochen operieren und Tickets nicht online erworben werden können. Wer die Fähre benutzen möchte, der sollte erster oder zweiter Klasse reisen. Das macht die Fahrt nicht luxuriös, aber man hat etwas mehr Platz zum Atmen und die Gefahr von Diebstahl ist wesentlich geringer. Beim Ein- und Aussteigen herrscht häufig starkes Gedränge und man sollte seine Wertsachen sicher verstauen und nicht aus den Augen lassen.
Die meisten Verbindungen werden vom staatlichen Unternehmen PELNI bedient. Pelni Büros oder Agenturen gibt es in jedem Ort, an dem eine Fähre anlegt.

Raja Ampat ist ein Sonderfall. Hier gibt es tägliche Fährverbindungen zwischen Sorong und Waisai. Die meisten Besucher reisen mit einer dieser Fähren nach Raja Ampat, da private Speedboote unverhältnismäßig teuer sind. Auch hier lassen sich die Tickets bislang nicht online erwerben. Man begibt sich morgens (das Ticketbüro öffnet gegen 8 Uhr) zum Schalter direkt am Hafen und erwirbt ein Ticket. Bei der Fähre nach Raja Ampat lohnt sich die erste Klasse nicht.

Reisen per Boot
Für einige Reisen ist ein Boot unerlässlich. Wer die Asmat oder die Kuruwai erleben möchte, der muss mit dem Boot fahren. Es ist jedoch sehr schwer, ein gutes Boot mit gutem Bootsführer zu finden. Es gibt keine Agenturen, keine festen Anlegestellen, keine Online-Buchungsmöglichkeiten. Wer sich auf eigene Faust ein Boot mit Mannschaft für solch eine abenteuerliche Reise suchen möchte, der benötigt Zeit und Geduld und muss zwingend Indonesisch sprechen. Die Preise für ein Boot mit Benzin können sehr hoch sein und es wird viel getrickst. Aufpassen!

Auch für Reisen mit dem Boot ist Raja Ampat eine Ausnahme. In Raja Ampat können die meisten Homestays ein Boot mit Fahrer organisieren. Oftmals wird der Besitzer des Homestays einen Verwandten anheuern, der den Transfer erledigt. Der Preis wird vorher verhandelt und bezahlt. Solche relativ kurzen Bootstransfers, von Homestays organisiert, sind sicher und zuverlässig.

three decorated Asmat tribe men standing in a boat
Wer so abgeholt wird, der ist an den richtigen Ort gereist
Mann, der vor einem traditionellen Haus im Baliem-Tal in Papua sitzt
Im Baliem Valley kann man leicht in einem "Honai" der Einheimischen schlafen

Reisen mit dem Flugzeug
Verbindungen zwischen den großen Drehkreuzen (u.a. Jayapura, Timika, Sorong) werden von großen Airlines wie Garuda Indonesia oder Lion Air angeboten und sind leicht zu buchen. Auch bei diesen großen Airlines kann es in Papua zu Verspätungen und kurzfristigen Flugabsagen kommen – zum Glück ist das aber eher selten der Fall. Für weitere Informationen lesen Sie unseren Artikel Anreise nach Papua.
Schwieriger wird es, wenn man kleine Flughäfen ansteuern möchte. So sind auf der stark frequentierten Strecke von Jayapura nach Wamena Flüge häufig nicht online buch- oder bezahlbar, sondern erfordern die Buchung durch einen Agenten vor Ort. Auch werden diese Strecken meistens mit großen Propellerflugzeugen bedient und das Wetter spiel durchaus eine Rolle. Wenn die Berge „dicht“ sind, dann hebt kein Flugzeug ab. Die gängigen Anbieter für solche „Mittelstrecken“ sind WingsAir und Trigana Air.
Steuert man eine Flugpiste an, wie z.B. von Timika nach Agats, sind Tickets nur vor Ort buchbar und die Flugpläne werden meistens wöchentlich (!) veröffentlicht. Die Flugzeuge hier sind klein und es gibt nur wenig Sitzplätze. Gängige Anbieter für solche Strecken sind Trigana Air, Susi Air, und AMA. Wer die Zeit hat, notfalls ein paar Tage auf das nächste Flugzeug zu warten, der kann für wenig Geld eine große Strecke in kurzer Zeit überwinden. Wer die Zeit nicht hat oder das Risiko nicht eingehen möchte, der kann ein Flugzeug chartern. Für viele Flugpisten ist der Charter sogar die einzige Möglichkeit, da bei weitem nicht alle Pisten von regulären Flügen bedient werden. Ein Flugzeugcharter ist natürlich toll, aber leider auch teuer: Die Preise beginnen bei USD 3.000,- pro Flug. Das ist was für Gruppen oder fancy people. Für Backpacker? Nein.

Bei den Locals übernachten (nicht im Homestay)
Außerhalb der Städte kann man prinzipiell immer irgendwo bei Menschen übernachten. Die Menschen in Papua sind hilfsbereit und nahezu jeder kennt die Strapazen des Unterwegsseins. Wenn man freundlich fragt, dann bekommt man immer geholfen. Um fragen zu können, ist es natürlich unerlässlich, die indonesische Sprache zu beherrschen. Ich habe auf meinen Reisen schon in unzähligen Häusern und Hütten übernachtet, in Kiosken, in Kirchen, Schulen, selbst bei der Polizei. Was romantisch klingt, ist in der Realität allerdings häufig nicht sonderlich komfortabel. Die Bedingungen können schwierig sein. Bei längerem Trekking empfiehlt sich daher das Mitnehmen eines Zeltes und etwas Ausrüstung. So könnt Ihr Euer Lager neben einem Haus aufschlagen und nur die Küche und Toilette der Gastgeber benutzen. Falls man Feuerholz oder Wasser von den Gastgebern verbraucht hat, zahlt man dafür einen kleinen Betrag. Für die Übernachtung wird meistens kein Geld verlangt, allerdings ist es höflicher, wenn man sich mit einem kleinen Betrag bei den Gastgebern bedankt.

Welche Sprache spreche ich in Papua?
In Papua werden knapp 200 verschiedene Sprachen (!) gesprochen. Für die gesamte Insel Neuguineas liegt die Zahl der verschiedenen Sprachen bei über 300. Das Erlernen einer lokalen Sprache erübrigt sich daher, zumal es häufig kein Lernmaterial gibt.
Für Reisen in Papua ist die wesentliche Sprache das indonesische Bahasa Indonesia. Englisch dagegen ist bis heute kaum verbreitet. Selbst in den großen Städten wird man nur selten jemanden treffen, der Englisch kann. Wer also ohne Guide reisen möchte, der muss sich rudimentäre Kenntnisse der indonesischen Sprache aneignen. Zum Glück ist das Indonesische keine schwere Sprache und schnell zu lernen.

ZUSAMMENFASSUNG
Wer auf eigene Faust durch Papua reisen möchte, der sollte sich im Vorfeld gut vorbereiten und halbwegs wissen „was los ist“. Auch muss man über Basiskenntnisse der indonesischen Sprache verfügen. Wer kein Indonesisch kann, der benötigt einen Guide. Überlandverbindungen können meist mit lokalen Minibussen absolviert werden. Bootsfahrten im Inland sind sehr schwer zu organisieren, in Raja Ampat dagegen problemlos durch die Homestays. Flüge zu kleineren Flughäfen erfordert etwas Planung oder sollten von einem Agenten vor Ort organisiert werden. Flüge zu Flugpisten können nur vor Ort geregelt werden und häufig geht es nur per Charter. Außerhalb der Städte findet man immer einen Platz zum Schlafen, aber die Bedingungen können schwierig sein. Für längere Trips sollte man ein Zelt dabeihaben.

In unserem Blog bieten wir viele hilfreiche Informationen darüber, was man lesen, sehen und vorbereiten sollte, bevor man nach Papua reist. Beginnt Eure Reisevorbereitung, indem Ihr euch unsere anderen Artikel und hilfreichen Links anseht.

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